Schweizer erproben Leichte Sprache

Ein Gastbeitrag von Peter Fischer


In der Schweiz machen wir uns Gedanken zu einer barrierefreien Kommunikation.

Motiv der Webseite von Einfache Sprache Schweiz

Motiv der Webseite von Einfache Sprache Schweiz

Es gibt ein Netzwerk Leichte Sprache (Schweiz). In diesem Netzwerk sind vertreten: Fachhochschulen der deutschen Schweiz, Nutzer und Nutzerinnen, Übersetzer und Übersetzerinnen, Fachmänner und Fachfrauen (Unterstützende Kommunikation).

Im Moment laufen alle Vorbereitungen für das 4. Netzwerktreffen Leichte Sprache. Das Treffen wird im Herbst 2016 (22.11.) durchgeführt. Themen sind

  • Ausbildung und Weiterbildung (Übersetzerinnen/Übersetzer),
  • Qualität und Qualitätssicherung.

Wir wollen einen messbaren und kontrollierbaren Standard erreichen und setzen.

Logo Einfache Sprache Schweiz

Ich bin Präsident von Einfache Sprache Schweiz. In unserer Arbeit unterscheiden wir Einfache Sprache und Leichte Sprache.

Die Einfache Sprache hat viele Zielgruppen. Als Beispiel: Migranten, Migrantinnen, Menschen mit Lese-, Lern-Schwierigkeiten, ältere Menschen, Lernende, Menschen mit Hörbehinderung und andere. Sachverhalte werden leicht und klar verständlich formuliert.

Leichte Sprache hat nur eine Zielgruppe. Es sind Menschen mit Lernschwierigkeiten und geringen Sprachkompetenzen. Viel wird darüber geschrieben, nicht nur gutes. Wir betrachten unsere Leichte Sprache als eine Varietät zu unseren anderen Landessprachen und Dialekten.

Beide barrierefreien Sprachen brauchen gesellschaftliche Akzeptanz.

Einfache Sprache ist auf einem guten Weg in der Schweiz. Immer mehr Politiker machen sich Gedanken zu einer Einfachen Sprache. Sie haben den Bedarf einer solchen Sprache erkannt. Immer mehr Wahl- und Stimmberechtigte fordern verständlichere Texte bei Wahl- und Abstimmungs-Unterlagen. Jetzt braucht es Menschen, die am Ball bleiben und das Thema nicht einschlafen lassen. Wir bringen uns ein.

Es gibt auch schon sehr gute Ansätze und erprobte Modelle.

Easyvote So kennen wir Easyvote gemacht von jungen Menschen. Es ist ein gutes Angebot, es lässt Weiterentwicklung zu.

Fakt ist: die Einfache Sprache als Ausdruck einer verständlichen Sprache ist als Thema der Gesellschaft erkannt und in der Politik angekommen.

Die Leichte Sprache ist nicht ansatzweise in dieser Ausgangslage. Die Schweiz steht am Anfang – in der Umsetzung der UN-BRK (Behindertenrechtskonvention). Deutschland und Österreich sind uns zum Thema barrierefreie Umwelt/Kommunikation um Jahre voraus.

Viele unterschiedliche Regel-Werke und Akteure machen im Moment Leichte Sprache in der Schweiz. Es wird schon viel Geld bezahlt für Leichte Sprache, Geld, das der politischen Kontrolle unterliegt.

Machen“ verstehe ich so, dass Netzwerkmitglieder in der Schweiz Übersetzungsbüros betreiben, nach den Regeln eben dieser Netzwerke.

Es gibt auch die ersten schweizerischen Lösungen, die als Geschäftsmodell umgesetzt werden. Ohne gesellschaftliche und politische Mitsprache.

Es gibt aber noch weitere Akteure, die mischen Leichte Sprache zusammen: Ein wenig von den Regeln Netzwerk Leichte Sprache, ein wenig von Leicht Lesen, dazu das Passende aus der Leichten Sprache wie sie die Lebenshilfe Deutschland anwendet.

Ich habe erfahren müssen, dass Leichte Sprache Mühe beim Verstehen und beim Lesen machen kann. Das ist eigentlich nicht die Absicht von Leichte Sprache.

Meine Kritik an Leichte Sprache (gedacht für die Schweiz):

  • Ungenügende bis gar keine Qualitäts-Kontrolle.
  • Lassen keine bis nur wenig Weiterentwicklung zu.
  • Effizienz/Nutzen der eingesetzten finanziellen Mittel wird nicht überprüft und wirklich kontrolliert.

Leichte Sprache taugt zu mehr. Ich anerkenne alle Vorleistungen, die zum Thema Leichte Sprache gemacht wurden. Es ist jetzt aber an der Zeit, darüber zu sprechen, was man besser machen kann und wo man auch die gemachten Regeln überarbeiten muss.

Auch sollte man darüber nachdenken, ob es für alle, an der Wertschöpfung teilnehmenden Netzwerke verbindliche Grund-Regeln braucht.

So muss das Thema von Prüferinnen und Prüfern, Prüfungsleiterinnen und Prüfungsleitern rasch angegangen werden. Entwicklung wie auch die Möglichkeit lassen zu, diese für mich sehr wichtige Teilhabe von Menschen als Teil von Leichte Sprache, nicht mehr denken zu müssen.

Viele weitere Themen wären abzuarbeiten. Es braucht die Bereitschaft aller ernstzunehmenden Akteure, sich an diesem Denkprozess zu beteiligen. Da bin ich nicht so optimistisch, ob dies gelingt.

tagung-leichte-sprache-2016Wir machen Informations- und Aufklärungsarbeit zum Thema Leichte Sprache. Unsere Organisation führte am 23. September 2016 die Erste Tagung Leichte Sprache durch. Wir befassten uns mit der Frage der Akzeptanz und Notwendigkeit einer solchen Sprache. Eingeladen waren Expertinnen und Experten aus der Schweiz, Deutschland und Österreich. Beide in der Schweiz tätigen Netzwerke waren vertreten.

Die Tagung konnte Begegnungen schaffen. Mein persönliches Ziel wurde erreicht. Die Schweiz steht noch am Anfang. Obwohl die Einfache Sprache bereits einen gewissen Bekanntheitsgrad erreicht hat, kennt man die Leichte Sprache noch kaum. Wir haben noch viel zu tun.

Nachweis der Fotos:

  • „Damit Sie nicht verzweifeln“: Einfache Sprache Schweiz [Webseite] / [Facebook-Info v. 21.9.2015]
  • Einfache Sprache Schweiz: Logo [Facebook]
  • Easyvote: Logo [Webseite]
  • Tagung Leichte Sprache: Informationsbroschüre [Webseite] / [PDF]

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