Quersprech

Das Multisprech der Querdenker

Sie blicken anders auf unsere Welt, die Querdenker, und somit haben sie ein anderes Weltbild. Sie denken reziprok und formulieren folglich in Kehrwerten, mit denen sie gängige Wendungen gleichsam gegen den Strich bürsten, wodurch sich dann interessante Perspektivwechsel ergeben.

Und so kommen viele Querdenker oft als Schaf im Wolfspelz daher und machen den Gärtner zum Bock. Sie machen aus einem Elefanten eine Mücke, und sie wissen: Beißende Hunde bellen nicht. Und natürlich wissen sie auch, wo der Hund im Pfeffer begraben liegt. Gelegentlich spannen sie den Karren vor den Ochsen und sind überzeugt davon, dass ein Sommer noch keine Schwalbe macht. (Soweit das Tierische bei den Querdenkern.) – Freilich haben sie noch weiteres Feuer, das sie aus den Kastanien holen. Schließlich haben sie ja von der Erkenntnis des Baumes gegessen (Wohlleben lässt grüßen!) Sie trennen den Weizen von der Spreu, legen die Wurzel an die Axt, ziehen den Dreck aus dem Karren und machen stets Köpfe mit Nägeln. Sie tragen den Fleck auf dem rechten Herzen und werfen gern auch mal ihren Ring in den Hut. Den Baum sehen sie allerdings manchmal vor lauter Wäldern nicht. (Wohlleben lässt nochmals grüßen.) Wenn sie die Schlinge aus dem Kopf ziehen, dann wissen sie: Das Gesetz des Auges wacht, und die Summe ist mehr als das Ganze ihrer Teile. Auch wissen sie, wes Kindes Geist sie sind und dass sie nicht von der Traufe in den Regen fallen dürfen. Dabei vermeiden sie, als Karpfen im Hechtteich zu leben. Sie tragen die Zunge auf dem Herzen und ihre Überzeugung lautet: Es kann der böse Nachbar nicht in Frieden leben, wenn es dem Frömmsten nicht gefällt. Jeder sagt sich: Ich bin, also denke ich. Für Querdenker ist eben alles zu wahr, um schön zu sein.

Gastbeitrag von Helmut Reisener

3 Gedanken zu “Quersprech

  1. Ich habe mich lange Zeit damit beschäftigt, ob ich vielleicht in die Reihe der Querdenker einzureihen bin, aber wie Sie es, zwar kurz, jedoch versinnbildlicht darstellen, ist querdenken doch mehr ein abwandern vom geradeaus denken. Daraus ergibt sich somit keine spezifizierende Definition, sondern eine rein indirekte.

    Meinerseits praktiziere ich eine Art und Weise, in welcher es sich maßgeblich um ein quer zur Vertikalen handelt. Das wird deutlich über die Gegebenheit der interdisziplinären Forschung, in welcher die Vertikale der Fachrichtung dem Quer über die Fachrichtungen hinaus eine darüber hinaus erwirkende Sichtweise ergeben soll. ‚Soll‘ ist dort das Bestreben – bei mir ein ganz natürlicher Vorgang, da die kausalen Gegebenheiten des Seins grundsätzlich alle gleichzeitig sind und sich nicht ‚fachlich‘ voneinander trennen lassen.

    Insofern ist mir das Quer, was man dort praktiziert 😉

    Like

Hinterlasse einen Kommentar